Abstract
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Vom Smartphone zum Gericht
Die Untersuchungskette vom Mobiltelefon bis hin zum Gerichtsprozess abzudecken und die Strafverfolgung mit neuen Instrumenten bei der Datenakquise, -dekodierung und -analyse, Training und einem Standard für Mobile Forensik im Kampf gegen Verbrechen und Terrorismus zu unterstützen – das waren die Ziele des EU-Projektes FORMOBILE, das an der Hochschule Mittweida koordiniert wurde. In zehn Arbeitspaketen arbeiteten die 19 Partner aus 15 europäischen und außereuropäischen Ländern von Mai 2019 bis April 2022 zusammen mit einer Fördersumme von knapp 7 Mio. Euro. Die Ziele – neue Tools, ein Prozess-Vor-Standard und Training für die Strafverfolgung in der Mobilfunkforensik – wurden erreicht, durch weitere Ergebnisse ergänzt und von der Community begeistert angenommen. Die Hochschule Mittweida war die zweite HAW in den neuen Bundesländern überhaupt, die ein EU-Horizont-2020-Projekt als Koordinator verantwortete.
Beteiligung der HSMW im Projekt
Initiiert wurde das Projekt von Dr. Christian Hummert und geleitet von Prof. Dr. Dirk Pawlaszczyk. Fachlich involviert war die Hochschule Mittweida über folgende Fachgebiete
- Informatik (unter Leitung von Prof. Dr. Pawlaszczyk - Martin Bochmann, Philipp Engler). Hier ging es um die Extraktion von Daten, die auf Clouddiensten gespeichert werden. Die Bandbreite an Cloudanbietern, bei denen Daten akquiriert werden können, wurde erweitert.
- Forensik (unter Leitung von Prof. Dr. Labudde - Jian Xi, Michael Spranger). Hier wurde ein Algorithmus zur kommunikationskanal- (Telegram, WhatsApp, E-Mail etc.) und modalitätsübergreifenden (Text, Audio, Bild, Video) semantischen Analyse von mobilen Kommunikationsdaten entwickelt. Dieser ermöglicht es Ermittlern den Inhalt von mobiler Kommunikation, trotz ihrer Heterogenität und Unvollständigkeit, umfassend zu verstehen, um beweiserhebliche Informationen in der Masse irrelevanter Daten schneller erkennen zu können und Fehlinterpretationen zu vermeiden.
- Elektrotechnik (Christian Georgi). Hier wurde ein Detektor für Überspannungsattacken von Smartphones gegenüber Forensischer Software entwickelt.
- Das Referat Forschung (Matthias Baumgart, Katrin Fritzsche, Julia Gerstenberg) unterstützte in der Kommunikation mit der Europäischen Kommission und der finanziellen Abwicklung des EU-Projektes.
Reichweite des ProjektesDank des riesigen Engagements der Konsortialpartner während der Projektlaufzeit konnten die Ziele des Projektes erreicht und ein großes Netzwerk an Kontakten aufgebaut werden. Zu den rund 570 Stakeholdern gehören Vertreter von Strafverfolgungsbehörden, Wissenschaft und öffentlichen Einrichtungen weltweit, die im Feld von Cybersicherheit und Digitaler Forensik arbeiten (unter Einhaltung der Exportregularien).
Wichtigste Ergebnisse- Mobile Forensics – The File Format Handbook – Ein aktuelles Nachschlagewerk zu Dateiformaten und -systemen in mobilen Endgeräten. Öffentlich und kostenfrei zugänglich.
- Öffentliche Checklist for Legal Practitioners – Leitfaden für Juristen zum besseren Verständnis von Prozessen in der Mobilfunkforensik
- Criminal Procedure Report – Ein Überblick über die verschiedenen Strafrechte europäischer Länder im Bereich Mobiler Forensik. Öffentlich und kostenfrei zugänglich.
- CWA 17865:2022, Requirements and Guidelines for a complete end-to-end mobile forensic investigation chain – Die Vorstufe eines Standards zu Prozessen, Personalbildung und Instrumenten in der Mobilen Forensik, für Polizisten am Tatort, über Analysten in Forensischen Labors, Strafverfolgungsmanagement bis hin zu Staatsanwälten, Strafverteidigern und Richtern. Mit über 30 Organisationen erarbeitet. Öffentlich und kostenfrei zugänglich.
- 12 Tools insgesamt, darunter zwei von der HSMW entwickelte open source-Instrumente CLOUDxTRACT & Forensic SQLite Data Recovery Tool – siehe https://github.com/FORMOBILE
- Drei öffentliche Trainingskurse für Strafverfolger, Juristen und Management – Mobile Forensics Fundamentals & Best Practices, Mobile Forensics for Prosecution and Judges und Mobile Forensics for Management
- Kontakte zu wichtigen Netzwerken wie ENFSI, EUROPOL, EUROJUST, ECTEG, CEPOL und zu anderen EU-Projekten im Bereich der Mobilfunkforensik und Cybersecurity – ROXANNE, LOCARD, EXFILES, ALIGNER, CYCLOPES
- Stärkung des wichtigsten europäischen Unternehmens in der Mobilen Forensik – MSAB – durch die Weiterentwicklung der Funktionen des bestehenden MSAB-Tool Kits mit XRY & XAMN
- Weitere Publikationen
- Videos zu den Projektergebnissen und Flyer zu den Ergebnissen
Das Projekt FORMOBILE wurde durch das Rahmenprogramm Horizont 2020 – Forschung und Innovation der Europäischen Union, H2020-SU-SEC-2018, unter der Fördervereinbarung Nr. 832800 finanziert.